Schwieriger Start ins Leben

Milli hatte am 30. Mai 2018 einen sehr schweren Start ins Leben. Normalerweise bekommen Kühe ihre Kälber und versorgen sie danach gleich – sie lecken sie ab und lassen sie (manchmal mit ein bisschen Unterstützung) an ihr Euter. Recht schnell haben sich Mutter und Kind dann kennen und auch lieben gelernt.

Ausnahmen bestätigen die Regel – es gibt Kühe, die nach der Geburt sehr aggressiv werden. Das kam leider schon öfters vor und wir wissen selbst nicht, warum das so ist. Spielen die Hormone verrückt? War die Geburt so negativ für die Kuh? Jedenfalls kam es schon vor, dass eine Kuh ihr Neugeborenes mit dem Kopf attackierte oder gar mit den Hörnern aufhob und wegschleuderte! Unglaublich, was manche kleinen Wesen schon aushalten müssen, und man steht machtlos daneben. Dieses Verhalten zeigt sich leider dann auch oft bei den Töchtern, die in der Zucht verbleiben. Es ist, als würde dies weitervererbt werden, und die Kühe haben fast immer Schwierigkeiten mit ihren Kälbern.

Millis Mutter war leider auch so eine Kuh, die immer wieder Startschwierigkeiten hatte. Sie nahm Milli nach der Geburt nicht an, attackierte sie und ließ sie nicht ans Euter. Eine andere Kuh, die zeitgleich ein Kalb bekommen und viel Milch hatte, wollte Milli nicht adoptieren. Manchmal kann es ja klappen, dass eine andere Kuh das Neugeborene annimmt, doch bei Milli hatten wir keine Chance. Also besorgten wir Milchpulver und fütterten sie. Deshalb der Name MILLI. Ihr Erkennungszeichen ist ihr weißer Schmetterling an der linken Schulter.

Als die Herde im darauffolgenden Sommer auf die Alm kam, blieb Milli zuhause bei den Ponies, die wir zu der Zeit am Hof hatten. Sie lief bei den Minis mit und fühlte sich bald selbst wie ein Pony. Als die Kuhherde im September von der Alm zurückkam und Milli auf die Kuhweide kam, stand sie tagelang am Zaun und brüllte zu den Ponies hinüber. Auch optisch war sie von den anderen Kälbern leicht zu unterschieden – sie war viel schmächtiger als die anderen Kälber, die mit Muttermilch versorgt und auf der Alm waren.

Aufgrund ihrer Geschichte und weil sie viel zahmer als die anderen Tiere war, durfte Milli am Hof bleiben – mit drei weiteren gleichaltrigen Kälbern. Die “Vierergang” ist mit Milli, Vanilli, Blacky und Mathilda ziemlich cool besetzt, und die vier bilden eine tolle Gruppe.