Nachruf Hinkebein

ZUR ERINNERUNG AN HINKEBEIN– *21.04.2011 †11.10.2023

“7996” kam im November 2011 mit sieben Monaten zu uns auf den Hof und sollte “frisches Blut” in die Mutterkuhherde bringen. Ihre Bestimmung war es, mit drei Jahren Mutterkuh zu werden und dann jedes Jahr ein Kalb zu bekommen.

2015, als sie trächtig war, begann sie plötzlich, ein Bein nicht mehr zu belasten. Der Tierarzt stellte ein Problem mit den Sehnen fest und hatte nicht allzu viele Hoffnungen. Wir versuchten es mehrere Wochen mit manueller Bewegungstherapie, schmierten allerlei Salben, die uns unterkamen, und massierten jeden Tag das Bein, das kaum noch Muskulatur hatte aufgrund der starken Entlastung und Bewegungseinschränkung. Zu dieser Zeit hatten wir noch den Anbindestall und Hinkebein war es kaum mehr möglich, in den Auslauf rauszugehen, weil das Bein nicht mehr belastbar war. So kam sie zu ihrem Namen.

Wir entschieden uns schließlich, sie in eine separate Box zu geben. Es war ein Risiko – entweder sie beginnt, das Bein wieder mehr zu belasten und dadurch zu trainieren, oder sie liegt irgendwann komplett fest. Doch sie hatte Kampfgeist – und ein Baby im Bauch. Bis zur Geburt schaffte sie es tatsächlich, dass das Bein immer belastbarer wurde und schließlich das Hinken komplett verschwand. Im Juni 2015 kam sie mit ihrem Kalb auf die Alm und war von da an eine zuverlässige Mutterkuh, die insgesamt sieben Kälber zur Welt brachte.

Im April 2020 kam unsere Hofumstellung und für Hinkebein und ihre beiden Töchter Whitey und Anouk das Urteil Lebenslänglich. Seit dem durfte sie einfach nur sein und ihr Leben genießen – ganz besonders mit Anouk, zu der sie eine innige Verbindung hatte. Sehr oft standen beide Kopf an Kopf und liebkosten sich.

Das Risiko bei solchen “lebenslänglichen Rindern” ist, dass sie jedes Monat stierig, also fruchtbar, werden. Dabei “reiten” / bespringen sich die Kühe gegenseitig, was nicht ganz ungefährlich ist. Sie können abrutschen, sich Verstauchungen zuziehen oder gar Brüche. Dieses Risiko geht man ein, wenn man seine Rinder von Nutztieren zu Haustiere macht.

Leider hat es als erste Kuh seit der Umstellung Hinkebein erwischt – sie war gerade in ihrer stierigen Phase und dürfte sich dabei schwer verletzt haben. Ihre Hüfte war links gebrochen und somit blieb uns leider nur die Entscheidung, sie zu erlösen. Jede weitere Stunde wäre für sie mit Schmerzen verbunden gewesen.

Am 11. Oktober 2023 machte Hinkebein während des Sonnenunterganges die Augen zum letzten Mal zu. Sie hinterlässt Whitey und Anouk, die Zeit bekamen, sich zu verabschieden.

Mehr zu Hinkebeins Leben auf ihrer Seite: www.lebenslaenglich.at/hinkebein