“Warum mag uns niemand?”

Das Projekt Lebenslänglich ist nicht nur durch unsere Arbeitszeit und den Einnahmen durch Gästezimmervermietung, Holzwirtschaft und landwirtschaftliche Einnahmen möglich, sondern vor allem durch Patenschaften und Spenden, die wegfallenden Gelder der damaligen Schlachtung und der Rinderverkäufe ausgleichen. Unser Ziel war es von Anfang an, pro Jahr mindestens 500 € pro Rind ausgleichen zu können.

Bisher konnte dieses Ziel erreicht werden, allerdings nur, weil manche Rinder so gut bepatet sind, dass sie andere “miterhalten”. Damit aber auch unsere “ungesehenen” Rinder mal im Mittelpunkt stehen können, holen wir sie vor den Vorhang und stellen euch jene fünf vor, die am wenigsten Patenunterstützung haben, denn muss der Tierarzt kommen, dann kann dieses Geld schnell weg sein. Alles weitere muss dann durch die Gemeinschaft und uns getragen werden. (Futter- und Einstreukosten sind hier nicht berücksichtigt.)

Also, Vorhang auf und Bühne frei für fünf ganz besondere Rinder!


LATTE

… die mit den vielen weißen Flecken im Fell.

Latte gehört zu den ältesten Kühen der Herde und kam hier am Hof am 21. April 2012 zur Welt. Aktuell ist sie also elf Jahre alt und hätte ohne dem Urteil Lebenslänglich schon das Ende ihrer Lebenszeit erreicht. Sie ist ein reinrassiges Pinzgauerrind und hatte in ihrer Zeit als Mutterkuh sechs Kälber. Davon war das dritte Kalb Mathilda, die hier am Hof lebt, und das letzte war Bärli, der als Ochse am Lebenshof Hohenwart sein Lebensticket erhalten hat.

Latte gehört in der Herde zu den ranghöheren Rindern und weiß sich durch ihre Größe und Präsenz zu behaupten. Menschen gegenüber ist sie aber sehr zurückhaltend und mag es auch nicht, angefasst zu werden. Mit Kraftfutter als Leckerli kann man sie aber begeistern, auch Äpfeln ist sie nicht abgeneigt.

Latte hatte in den letzten drei Jahren einen Paten, der sie gut versorgte. Leider verstarb dieser in diesem Jahr an Krebs, somit fiel eine wichtige Unterstützung für sie weg. Eine weitere Patenschaft deckt den Grundbedarf kaum ab. Deshalb sucht Latte auf diesem Wege noch nach jemanden, der sie unterstützen möchte, damit sie auch weiterhin ein sorgenfreies entspanntes Leben führen kann, das sie sich verdient hat.


BLACKY

… die mit dem schwarzen Fell.

Blacky ist mit Cookie unsere Exotin der Herde und sticht mit ihrem schwarzen Fell sofort hervor. Der Schein trügt – während Cookie anders aussieht, weil sie ein Ennstaler Bergscheck ist, ist Blackys Aussehen einer besonderen Züchtung geschuldet. Pinzgauerrinder gibt es nicht nur kastanienfarben, sondern auch schwarz. Und da Mama Hedy (ebenfalls eine Lebenslängliche) 2018 nicht durch den anwesenden Stier sondern durch Besamung trächtig wurde, wurde auf einen besonderen Erzeuger zurückgegriffen. Die Chance, dass das Kalb dann schwarz oder kastanienbraun wird, liegt bei 50 %. Bei Blacky setzte sich die schwarze Farbe durch. So ist sie die einzige schwarze Pinzgauerin in der Herde und aktuell fünf Jahre alt. Ein Alter, in dem andere Kühe in der konventionellen Landwirtschaft bereits zwei oder drei Kälber gehabt haben.

Entgegen Blackys ursprünglichen Lebensplan, ab 2020 trächtig zu werden und als Mutterkuh ein paar Jahre dem Menschen zu dienen, kam das Urteil Lebenslänglich. Blacky wird nie trächtig werden, sondern darf einfach nur ihr Leben als Haustier genießen. Ein Kind wollte sie trotzdem haben und hat deshalb im Winter 2021 die kleine Cookie adoptiert und umsorgt. Rinder wissen ganz genau, was sie wollen, und sie können sehr fürsorglich und empfindsam sein. Mittlerweile ist Cookie “erwachsen” und Blacky passt nur noch sporadisch auf sie auf, zum Beispiel wenn es Besuch auf der Weide gibt. Dann kann es schon mal vorkommen, dass sie sich zwischen Besuch und Cookie stellt und klarmacht, dass Rinder achtenswerte Tiere sind, denen man sich respektvoll nähern oder gleich auf Abstand bleiben soll.

Obwohl Blacky so eine besondere Geschichte und so ein auffälliges Aussehen hat, wird sie kaum gesehen und unterstützt. Dabei ist hat sie gezeigt, wie besonders Rinder sein können und dass sie sehr viel Mitgefühl für andere empfinden. Willst du Blacky in Zukunft mit unterstützen?


HEDY

… die mit den schmalen spitzen Hörnern.

Hedy kam am 24. Juni 2013 hier am Hof zur Welt. Sie war so ziemlich die letzte Geburt in dem Jahr, denn normalerweise begann der “Kälberfrühling” Ende März / Anfang April und ging bis Anfang / Mitte Juni. So konnte gewährleistet werden, dass zum Almfahren Mitte Juni alle Kühe mit ihren Kälbern bereit waren, mit rauf zu fahren.

2016 bekam Hedy ihr erstes weibliches Kalb mit drei Jahren und wurde somit zur Mutterkuh, ihr Kalb wurde nach Deutschland in die Mast verkauft. 2017 folgte das zweite Mädel, das im Herbst zum Schlachthof kam. 2018 und 2019 kamen Blacky und Kira zur Welt, die mit ihr bei den Lebenslänglichen leben. 2020 bekam Hedy ihren ersten Sohn und mit ihm das Urteil Lebenslänglich. Der kleine Mann kam auf einen Lebensplatz und darf heute noch ein schönes Leben dort führen.

Hedy hat hier eine große Familie um sich – die Töchter Blacky und Kira und Adoptivenkel Cookie. Ihr größtes Glück war, das Urteil Lebenslänglich zu bekommen, denn dies war für sie nicht selbstverständlich. Ihr Todesurteil wäre schon längst vollstreckt worden, denn Hedy zählt nicht zu den umgänglichen Rindern. Sie hält Menschen lieber auf Abstand und zeigt gerne wahre Starallüren – ansehen und fotografieren ja, anfassen nein.

Umso schöner ist es, so besonderen Rindern so ein “nutzloses” Leben ermöglichen zu können, anstatt sie in den Tod zu schicken. Damit dies gewährt ist, braucht Hedy aber noch ein paar Paten, die sie unterstützen und ihr Starleben mit all-inclusive ermöglichen.


PÜNKTCHEN

… die mit den drei Punkten hinten links.

Pünktchen ist die drittälteste Kuh der Herde und kam am 19. April 2012 zur Welt. Mit elf Jahren hat sie einiges hinter sich – als Mutterkuh hat sie insgesamt sieben Kälber auf die Welt gebracht und galt als sehr zuverlässige fruchtbare Kuh. Ihr erstes Kalb bekam sie bereits mit zwei Jahren, hieß Mona und lebte bis 2022 mit ihr am Hof. Dann verstarb Mona leider aufgrund einer schweren Erkrankung. Fünf weitere Kälber starben im Schlachthof, erst ihr letztes, ein Stier, bekam mit ihr 2020 das Urteil Lebenslänglich. Er lebt heute noch glücklich auf einem Lebenshof.

Mit dem Urteil Lebenslänglich ging es für Pünktchen nicht in den Schlachthof, sondern in ihren wohlverdienten Ruhestand. Zu viele Kälber musste sie gehen lassen, zu viele fanden sich auf dem Weg zu einem neuen Bestimmungsort wieder, zu viele machten sich auf den Weg in den Tod. Endlich war dieser Kreislauf durchbrochen und Pünktchen vom Nutztier zum Haustier geworden.

All diese Erfahrungen haben Pünktchen misstrauisch gemacht. Sie ist Menschen gegenüber skeptisch und ist keine Kuschelkuh. Wir respektieren das und nehmen sie so wie sie ist. Das ist das mindeste, was wir tun können.

Pünktchen hatte bis letztes Jahr eine großzügige Patin, die leider verstorben ist. Deshalb sucht sie nach weiteren Unterstützern, die ihr ein sorgenfreies Leben ermöglichen.


MATHILDA

… die Schöne.

Dass Mathilda nicht mehr beachtet wird, ist uns unverständlich. Die reinrassige Pinzgauerin ist eine ausgesprochen hübsche Kuh, die nun fünf Jahre alt ist. Ihre Mama Latte, die sie am 5. Juni 2018 zur Welt brachte, lebt mit ihr hier am Hof. Gemeinsam bekamen sie 2020 das Urteil Lebenslänglich, statt einer Mutterkuh wurde Mathilda zu einem Haustier. Sie wird keine Kälber bekommen und nicht dem System dienen, sondern sie bekommt (hoffentlich) ganz viel Lebenszeit und ganz bestimmt viel Lebensqualität.

Mathildas Wesen ist sehr sanft und sie beobachtet gerne. Sieht sie Menschen, dann wartet sie, ob sie beachtet wird. Manchmal kommt sie auch auf einen zu und fordert Aufmerksamkeit ein. Sie ist sehr sanft und vorsichtig, zieht sich aber auch zurück, wenn es ihr zu viel wird oder sie gerade keine Lust hat.

Mathilda hatte von Anfang an kaum Unterstützung und wird von der Gemeinschaft der Lebenslänglichen mitgetragen. Zum Glück war sie bisher von hohen Tierarztkosten verschont, doch man weiß ja nie. Außerdem ist es doch ein schönes Gefühl, zu wissen, dass es da draußen jemanden gibt, dem man etwas bedeutet. Wir wollen das der schönen Mathilda gerne gönnen.