6.12. – Eine kommt, andere gehen

Mit 30 Kühen und Kälbern begann unsere Umstellung im Frühjahr 2020, bis zum Herbst, zum regulären Schlachttermin, sollten wir auf rund 20 Rinder reduzieren, um genug Platz zu haben. Zuerst befürchteten wir, wir müssten ein letztes Mal noch welche an den Schlachthof verkaufen, doch dann kamen so viele tolle Menschen, die uns halfen, Lebensplätze zu finden. Schließlich gab es für alle “überschüssigen” Kühe und Kälber Zusagen, im letzten Moment sprang jedoch jemand ab. Also beschlossen wir, statt 20 drei Rinder mehr zu behalten (also 23) und zwei konnten kurzfristig noch auf einen anderen Lebenshof nach Deutschland gehen.

Und dann sprach uns im September jemand aus dem Ort an, ob wir ein zwittriges Zwillingskälbchen wie Lilly aufnehmen könnten, es würde sonst alsbald geschlachtet werden. “Jetzt ist es auch schon egal”, dachten wir, und so starteten wir mit 24 Lebenslänglichen ganz offiziell mit unserem Lebenshof.

Cookie war gerade zwei Wochen alt, war ohne Mama in einer Box und kannte das Trinken nur aus dem Eimer. Es war nicht leicht für sie, doch sie machte sich super und fand in Anouk und Hermine tolle Freundinnen, an denen sie sich in der ersten Zeit orientieren konnte.

Cookie hätte nicht sterben sollen, weil Menschen Fleisch essen. Nein, Cookie war zum Tode verurteilt, weil Menschen Kuhmuttermilch trinken. Sie durfte deshalb nicht bei ihrer Mama sein, denn diese Milch war nicht für sie bestimmt. Und weil sie unfruchtbar ist und selbst nie eine Milchkuh werden würde, sollte sie sterben, um nicht weiter unnötige Kosten zu verursachen. So läuft das im System der Milch. Je mehr uns das wirklich aus tiefstem Herzen bewusst wurde, desto abartiger fanden wir das. Wie konnten wir so lange die Augen davor verschließen?