Zum Weltmilchtag für alle Vegetarier:

“Ich bin vegetarisch, weil ich möchte kein Fleisch essen und somit keine Tiere töten.” Wie oft hat man diese Aussage nicht schon gehört? Und jedes Mal fragt man sich dann, in welcher Wissensstufe derjenige stecken geblieben ist … Wer Milchprodukte konsumiert ist für den millionenfachen Tod von Kälber verantwortlich! Warum? Fangen wir von vorne an …

Wie entsteht Milch?

Eine Frau gibt Milch, wenn sie ein Kind gebärt. Da wir ebenso Säugetiere sind wie Affen, Rinder, Pferde, Hunde, Katzen, … ist es bei denen nicht anders. Schwangerschaft + Geburt = Milch. Also: Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie zuerst ein Kalb gebären.

Gibt eine Kuh nicht dann eh laufend Milch?

Eine Frau gibt für einen gewissen Zeitraum Milch – beim neugeborenen Säugling mehr und gehaltvoller, je mehr das Kind beginnt, selbst zu essen, verringert sich die Milchmenge. So ist es auch – ÜBERRASCHUNG – bei der Kuh. Mit der Zeit nimmt die Milchmenge unweigerlich ab. Keine Kuh kann diese Hochleistung permanent erbringen. Sie braucht irgendwann eine Pause, zumal die Kühe mittlerweile darauf gezüchtet sind, nicht mehr nur rund acht bis zehn Liter für das eigene Kalb zu produzieren, sondern 20, 30 oder gar 40 Liter für den Menschen zu geben. Das ist vergleichbar mit permanenten Hochleistungssport!

Wie lange gibt eine Kuh Milch?

In der Regel und gängigen Praxis gibt eine Kuh rund zehn Monate Milch. Dann wird sie “trockengestellt”, während sie bereits hochträchtig zum nächsten Kalb ist, um dann mit Geburt des Kalbes wieder ihren Dienst als Milchlieferant angehen zu können. Das Jahr der Kuh ist also voll getaktet – jedes Jahr folgt ein Kalb, idealerweise ab dem dritten oder vierten Lebensjahr. Also: Kalb kommt zur Welt – Milch fließt – nach rund zwei bis drei Monaten folgt die nächste Besamung – rund zehn Monate nach der Geburt kommt die Trockenphase (Pause) und dann geht es mit dem nächsten Kalb wieder los. Dieser Kreislauf ist bei kleinen Milchbetrieben “ums Eck” genauso Praxis wie im großen Milchviehbetrieb.

Was passiert mit dem Kalb?

Wir wissen nun, dass es jährlich ein Kalb braucht, damit die Milch fließen kann. Bei rund 543.000 Milchkühen allein in Österreich (Quelle hier >>>) sind das also jährlich ungefähr 543.000 Kälber (Tod- oder Zwillingsgeburten nicht berücksichtigt), davon rund die Hälfte ist männlich. Diese und all die unfruchtbaren weiblichen Kälber werden “nicht gebraucht” und landen früher (mit wenigen Wochen oder drei bis vier Monaten) oder später (spätestens mit zwei Jahren als Mastrind) im Schlachthof. Also ist jeder, der Milchprodukte konsumiert, dafür verantwortlich, dass diese Kälber geboren und getötet werden. Sonst würde ja die Milch nicht fließen. Ein Teil der weiblichen Kälber wird für die Nachzucht eingesetzt und wird später ebenso zur Milchkuh, ein Teil, der “überschüssig” ist, kommt auch in den Schlachthof.

Gibt es einen Unterschied bei den Rassen?

Bei Rindern gibt es eine Milchrasse (jene Kühe, die gezüchtet wurden, um ihre Leistung in die Milchproduktion zu stecken – zeichnen sich durch knochigen Körperbau und wenig Fleisch aus) und dann gibt es Fleischrassen (produzieren weniger Milch, setzen dafür mehr Fleisch an). Dazwischen gibt es noch die Doppelnutzungsrasse, die sowohl durchschnittlich gut Milch gibt, aber auch gut Fleisch ansetzt. Unsere Pinzgauer sind zum Beispiel solch eine Rasse. Je nachdem, welche Rasse das Kalb hat, wird auch sein Wert festgelegt – Kälber von Milchkühen bringen im Schlachthof weniger Fleisch hervor als jene von Fleischrassen. Bei rund 500.000 Milchkühen in Österreich sind also unzählige Kälber dabei, die aufgrund ihrer Rasse schon weniger Wert sind. Da zahlt es sich oft gar nicht aus, sie über ein paar wenige Lebensmonate am Leben zu erhalten, da die Futterkosten den Fleischertrag übersteigen.

Und was ist dann mit der Kuh?

Wer Milch trinkt ist unweigerlich auch für den Tod der unzähligen Milchkühe mitverantwortlich. Wenn ein Nutztier im landwirtschaftlichen System keinen Nutzen mehr hat, wird es getötet. Wir haben nicht tausende Pensionshöfe in Österreich, wo Milchkühe ihre Pension genießen dürfen, als Dank für ihre tolle Leistung, die sie jahrelang erbracht haben. Ist eine Milchkuh nicht mehr rentabel genug von der Milchmenge her oder wird sie nicht mehr jährlich trächtig, dann kommt sie “weg”, sprich in den Schlachthof. Wer Milch trinkt, ist also auch dafür verantwortlich, dass die Kühe in der Mitte ihres Lebens sterben, denn bei einer Lebenserwartung von 20-25 Jahren sterben Rinder in der Nutztierhaltung mit rund sechs bis acht Jahren. In diesem Alter haben vor allem Hochleistungsrassen ausgedient.

Was ist die Alternative?

Wer wirklich aus Tierwohlgründen kein Fleisch essen möchte, der sollte auch auf jegliche andere tierische Produkte verzichten. Jedes Tier in der Nutztierhaltung ist nur dann etwas Wert, wenn es lukrativ ist – egal ob Rind, Huhn oder ein anderes Tier, das “produziert”. Sinkt die Leistung und Produktivität, dann folgt der Tod. Jedes tierische Produkt – auch vegetarisch – hält das System am Leben. Wer also “nur” vegetarisch ist, der unterstützt dieses System der Nutztierhaltung mit dem Tod als Folge und ist mitverantwortlich.

Ist dir die Tragik hinter der Milch nun bewusst geworden? Nutze den Weltmilchtag, um was zu ändern!

Wer wirklich im Sinne der Tiere leben möchte, sollte auf pflanzliche Alternativen zurückgreifen. Diese gibt es in natürlicher und unverarbeiteter Zuhauf und die Möglichkeiten sind riesig. Lass dich gerne von unseren Rezepten inspirieren >>>


Geschichte hinter diesem Bild:

Das sind unsere Zwillinge Willy und Lilly kurz nach der Geburt. Beide sind im System der Nutztierhaltung wertlos – Willy, weil er männlich ist, Lilly, weil sie als weiblicher Zwilling zu 95 % unfruchtbar ist. Beide taugen – weil sie als Pinzgauer einer Doppelnutzungsrasse angehören – höchstens zur Mast. Allerspätestens mit zwei Jahren wären sie getötet worden. Beide sind geboren, um zu sterben.