Am 1. Juni 2020 hatte Stella Wehen – sie sollte ihr allerletztes Kalb bekommen, ehe es in die Wohlverdiente “Kuhpension” geht, doch die Geburt ging nicht richtig voran und sie fraß kaum. Irgendetwas stimmte nicht, also kam der Tierarzt, der eine Gebärmutterdrehung feststellte. Mit geübten Handgriffen war das Problem beseitigt und das Kalb konnte kommen. Nur wenige Minuten später war die Kleine da – alles war noch gut gegangen! Im schlimmsten Fall kann eine Gebärmutterdrehung für Kalb und Kuh auch tötlich ausgehen!
Leider besserte sich Stellas Zustand dennoch nicht – sie fraß kaum etwas und war recht kühl bei Nase und Ohren. Am nächsten Tag kam der Tierarzt wieder – er stellte Milchfieber fest. (Anmerkung: Trotz des Namens ist hierbei eine Untertemperatur typisch.) Normalerweise sind Kühe in der Milchviehwirtschaft dafür anfällig, da sie so viel Milch produzieren, dass der Körper kein Kalzium mehr hat. Wir hatten diesen Fall in der Mutterkuhhaltung noch nie. Stella bekam also eine Infusion und Medikamente. Doch besser ging es ihr nicht – sie bekam Fieber.
Wieder kam der Tierarzt, dieses Mal wurde eine Entzündung der Gebärmutter festgestellt. Sie hatte sich nach der Geburt wohl nicht richtig gereinigt. (Anmerkung: Nach der Geburt löst sich normalerweise vollständig die Plazentra und kommt als Nachgeburt heraus. Wenn etwas zurück bleibt, kann es sich entzünden.) Wieder wurde Stella behandelt.
Entgegen der Erwartung hatte sie einen Tag später dann wieder Untertemperatur – der Kalziummangel war wohl noch immer vorhanden. Also gab es wieder eine Infusion und Medikamente. Und auch wenn Stella aufstand, herumging und auf den ersten Blick normal wirkte, so war sie doch nicht fit – das machte sich mittlerweile auch für das Kalb bemerkbar, denn es erwischte kaum noch Milch. Wir mussten es zufüttern und nach einer Lösung suchen. Außerdem brauchte Stella alle Energie nun für sich selbst zum Gesundwerden.
Nach mehreren Tierarztbesuchen im Gesamtwert von ein paar hundert Euro und zweieinhalb Wochen nach der Geburt wirkt Stella endlich wieder wie die alte – sie frisst, käut wider und hat eine normale Temperatur. In der Zwischenzeit haben wir für das Kalb einen Platz gefunden, wo es mit frischer Milch versorgt wird. Der Bauer ist ebenfalls schon sehr fortschrittlich in der Denkweise und wir sind uns sicher, dass es dem Kalb dort gutgehen wird.
Wer Tiere hat, hat automatisch auch Sorgen. Man muss Entscheidungen abwägen und Risiken berücksichtigen. Es ist nicht immer leicht, aber wir denken, dass es für Stella nun bergauf gehen wird. Zwar ohne Kalb, aber dafür geht es nun “lebenslänglich” in den wohlverdienten Ruhestand. Und sie darf nun, wenn es ihr Zustand zulässt, auf die Alm, wo sie ungestört die Zeit genießen kann.